Monthly Archives: October 2011

Verärgert im Visaladen

Wofür sind Konsularabteilungen gut? Im Fall einiger Länder geht es wohl einfach darum, durch den Verkauf von Visa Extra-Einnahmen zu machen. Die indische Botschaft in Prag macht dabei voll von der Tatsache Gebrauch, dass sich auf eigenem Hoheitsgebiet die Preise so beliebig wie Hausnummern aufstellen lassen.

Für tschechische Kollegen kostet das Visum 800 CZK (ca. 32 EUR), für mich als Deutschen 2100 CZK (ca. 84 EUR). 84 Euro halte ich für einen gesalzenen Preis, wobei ich also allein für meine Staatsbürgerschaft 50 Euro mehr bezahle als einheimische EU-Mitbürger. Das teuerste an meinem Pass sind nun mit Abstand die indischen Visa.

Es ist ärgerlich, dass ich mit Hauptwohnsitz in Tschechien die selben Steuern zahle und das selbe Einkommen habe wie meine einheimischen Kollegen, aber mehr als doppelt so viel für das Visum berappen darf. Oder wird von mir erwartet, dass ich zur deutschen Botschaft nach Berlin fahre? Aber selbst da müsste ich vermutlich mehr bezahlen, weil ich meinen Wohnsitz nicht in Deutschland habe. Es erinnert mich nicht wenig an den Zwangsumtausch damals zu Zeiten des Ostblocks.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich die Gebühr nicht aus eigener Tasche begleiche, sondern aus dem Projektbudget. Aber das macht die Sache auch nicht besser. Denn das Geld soll keine Botschafterfamilie ernähren, sondern Flüchtlinge.

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Vorbereitungen für Indien

Ungefähr ein Jahr ist es her, dass ich das letzte Mal ein Blog über eine Indien-Reise geschrieben habe. Inzwischen laufen die Vorbereitungen für eine neue Fahrt auf vollen Touren.

Die anstehende Reise wird zwei Zwecken dienen:

  1. Wir werden birmanische Exil-Journalisten dadurch unterstützen, dass wir zwei tschechische Journalisten (von Radio und Fernsehen) nach Indien bringen, die dort ein mehrtägiges Training anbieten werden. Zudem werden umgekehrt diese Journalisten Gelegenheit haben, mehr über die Lage der Exilburmesen dort zu erfahren.
  2. Wir werden zudem auch die Empfänger unserer Microgrants besuchen und sehen, was sie mit dem Geld gemacht haben, wo es Probleme gab und was ihnen an Ideen für das nächste Jahr gekommen ist. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird u.a. darüber entscheiden, ob sie im nächsten Jahr gute Chancen auf weitere Unterstützungen haben können – falls wir die Mittel kriegen.

Wie zuvor werde ich versuchen, jeden Tag während der Reise zumindest eine kurze Mitteilung zu verfassen. Die gesammelten Aufzeichnungen werden hier gesammelt zu finden sein.

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Our new banners promoting responsible travel to Burma

Thanks to the help of Carolina from Juxta Design who donated her time and expertise, we now have professional banners for EcoBurma. The banners look awesome! It was exciting to see these four pieces develop, and I was glad that the cooperation with far-away San Francisco worked so smoothly.

If you own a website and think you can spare some space, please display our banners with the link to http://www.EcoBurma.com. I suggest the necessary code below, next to each image.

We also recommend taking a look at Carolina’s portfolio of design.

In the not so distant future, EcoBurma also plans to produce a flat banner.

<a href="http://www.ecoburma.com"><img src="http://www.ecoburma.com/advertising/travel-myanmar-240x400.jpg" alt="responsible travel to Burma/Myanmar" /></a> Responsible travel to Burma
<a href="http://www.ecoburma.com"><img src="http://www.ecoburma.com/advertising/travel-myanmar-300x250.jpg" alt="responsible travel to Burma/Myanmar" /></a>
<a href="http://www.ecoburma.com"><img src="http://www.ecoburma.com/advertising/travel-myanmar-250x250.jpg" alt="responsible travel to Burma/Myanmar" /></a> responsible travel to Burma
<a href="http://www.ecoburma.com"><img src="http://www.ecoburma.com/advertising/travel-myanmar-300x250-animated.gif" alt="responsible travel to Burma/Myanmar" /></a>

 

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Außenpolitik ohne Rückgrat

Was hat die deutsche Außenpolitik nur gegen Aung San Suu Kyi? Ist das ein Erbe der DDR, die eine Uniform jedem Dissidenten vorgezogen hat? Hat sich über Sprachlehrer und Akademiker ein gewisses Naserümpfen über ein für deutsches Befinden sehr ordnungsfremdes, emotionales und oft in sich inkonsistentes Verständnis von Demokratie bei birmanischen Aktivisten bis in die Ebenen der Diplomatie und Wirtschaftsstrategen forgetragen, wo es auf ein ohnehin schon nicht ganz einfaches Verhältnis zur Basisdemokratie getroffen sein mag?

Der Artikel “The Eye of the Storm” von Aung Zaw, dem Chefredakteur vom Irrawaddy, beschreibt es so vielsagend, dass ich es hier einfach (übersetzt) zitiere:

Zusätzlich zum Drängen auf internationale Unterstützung für Thein Sein und seine neue Regierung waren Einige in der internationalen Gemeinschaft bemüht, Suu Kyi in die Bedeutungslosigkeit zu drängen. Tatsächlich hat der deutsche Botschafter in Birma, Julius Georg Luy, monatelang versucht gehabt, Suu Kyi auf den selben Platz zu verweisen wie Vertreter kleiner demokratischer Parteien, denen Birmas Militärregime erlaubt hatte, in den vorgetäuschten Wahlen Parlamentssitze zu gewinnen, um ihnen so Legitimität zu verleihen.

Am 14. März hielten die europäischen Botschafter in Birma ein Treffen hinter geschlossenen Türen ab, um über ihre Positionen bezüglich der damals anstehenden Neubewertung der EU-Sanktionen zu diskutieren. Wie eine gut informierte Quelle verraten hat, hat sich der deutsche Botschafter dagegen ausgesprochen, Suu Kyi’s Namen in offiziellen EU-Verlautbarungen zu erwähnen.

 

Luy sei, so der Artikel, auch gegen ein gesondertes Treffen mit Suu Kyi – immerhin die unangefochtene Oppositionsführerin und Siegerin der letzten demokratischen Wahlen im Land – gewesen. Der Eindruck drängt sich folglich auf, dass hier die deutsche Diplomatie versucht, sich beim Regime durch besondere Stromlinienförmigkeit hervorzutun.

Es ging hier ganz eindeutig nicht darum, den Dialog jenseits von Suu Kyi zu erweitern oder einen naiven und kontraproduktiven Personenkult um ihre Person zu vermeiden – beides sehr legitime Ansinnen. Dem damaligen Diktator Than Shwe war sie ein Dorn im Auge, so dass nun einige, statt den Diktator zu bekämpfen, vielmehr versuchten, den Dorn zu beseitigen. Warum?

Vielleicht sind es ganz banale wirtschaftliche Interessen, es geht um Geld und den deutschen Komplex, den man seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit seiner ökonomischen Superpotenz zu heilen versucht, mit Qualität Made in Germany und Export(ex)weltmeistertiteln. Wo immer in der Welt die Kolonialmächte verschwunden sind, dort kommt nun die Nation, die mit ihren Kolonien immer in der zweiten Liga hat spielen müssen. Vielleicht aber ist es auch ganz einfach nur eine Obrigkeitsethik, der zufolge jede Autorität ein Beleg von Erfolg ist und somit ihre Legitimität im Sinne des Leistungsdenkens automatisch in sich trägt. Und jede Junta und ihre demokratischen Fassaden erfüllen natürlich auch die Sehnsucht nach Ordnung und berechenbaren Zuständen.

Dies sind nur ein paar unverbindliche Erklärungsversuche, die mir einfallen, wenn ich die Motive für den Versuch, die Dissidentin politisch auszuschalten, zu verstehen versuche. Der Begriff “vorauseilende Gehorsamkeit” fällt mir ein – leider wohl noch immer ein peinliches Stück deutschen Kulturgutes. Wenn Birma eines Tages zur wirklichen Demokratie finden wird, dann wird man als Deutscher wohl nur sehr kleinlaut – oder mit dickem Portemonnaie – ins Land reisen können. Erwartungsgemäß eher mit dickem Portemonnaie.

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