Ein Blick zurück

Letzter Tag für dieses Mal. Über Nacht bringt uns das Flugzeug zurück nach Prag, Die Journalisten fliegen später eine andere Route, über Helsinki.

Zeit für einen Rückblick. Wir haben so viele Initiativen und Organisationen gesehen, so viele Eindrücke gewinnen können, dass es sich wirklich schwer im Kopf sortieren lässt. Mich wundert daher auch nicht besonders, dass ich ebenso mit meinen Berichten kaum hinterher gekommen bin. Wir haben jungen Journalisten der unabhängigen Medien zugehört, die bereits viel erlebt hatten und die allein für ihre idealistischen Ziele mit solch einer lächelnden Selbstverständlichkeit ungeheure Risiken eingehen, dass mein Leben mit all dem anerzogenen Sicherheitsbedürfnis den Vergleich nicht standhält. Man trifft hier unauffällige Menschen mit beeindruckenden Biographien. Man sieht andererseits auch Großtuer und Schwätzer, auch die gibt es. Viele Flüchtlinge und Aktivisten sind zu stolz um zuzugeben, dass sie noch viel zu lernen haben.

Wir haben hier sehr viele herzliche und hilfsbereite Inder erlebt. Gerade gestern auf der Konferenz waren ein paar (ein sehr schnelles Englisch sprechende) Journalisten, die sich den burmesischen Nachbarn verbunden fühlen. “Der indischen Politik zufolge hat das Land nur zwei Nachbarn: Pakistan und China”, sagt etwa Nava Thakuria, der eigens aus Assam eingeflogen ist und dort im Nordosten vielleicht eine etwas andere Perspektive hat als die Kollegen in Delhi. Wir hören oft von Sympathiebekundungen, aber kaum jemand weiß wirklich etwas über das Nachbarland. Mir kommt es so vor, als würde man in Deutschland etwa über Brasilien oder Mexiko sprechen. Burma aber ist einer der Nachbarn.

Vielleicht liegt es am Bildungssystem, vielleicht an den Medien. Soe Myint, Chefredakteur von Mizzima, kritisiert, dass nun, ein paar Tage vor der Eröffnung der Commonwealth Games (ein riesiger Aufwand hier, etwa so wie bei uns eine Fußballweltmeisterschaft), die indischen Medien fast exklusiv über dieses Thema berichten. In  vielen anderen Ländern gäbe es dagegen immer noch einen guten Anteil an Nachrichten aus Politik, Gesellschaft und dergleichen. Und dies sicher mit mehr Breite und mehr Tiefe. Zeitungen bringen hier merklich viele Lifestyle-Themen, irgendwelche Stars und Bollywood-Schönheiten, alles hat einen Hauch von Reklame.

Es gibt noch viel zu tun, und es lässt sich nicht mit punktuellen Veränderungen erledigen. Ich hoffe, dass zumindest das Verborgene sichtbar gemacht werden kann, so dass sich letztendlich mehr und mehr Menschen interessieren und engagieren werden. Es wird nicht jeder die selbe Weise wählen, nicht jeder wird etwa persönlich bei den Hilfebedürftigen auftauchen wollen. Wir wissen nicht, wie die globale Weltordnung in 50 Jahren aussehen wird. Ich denke, dass sich jetzt vieles leichter verändern lässt als in zehn oder zwanzig Jahren.

jetzjetztt

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