Author Archives: Christoph Amthor

About Christoph Amthor

Co-founder of Burma Center Prague, presently project manager at the "India Project" and author of countless unnoticed scribblings.

Give more without having less

Much has been written about Flattr. Time to add my two (euro-) cents.

What actually is it? Flattr is a comparably new online service that allows registered users to give equal shares of a preset monthly budget to a group of recipients, which is put together every month by clicking their Flattr buttons. (Or by entering their Twitter username, or by scanning their Flattr-QR.)

When you give Flattrs to content providers, you send them both micro-amounts of real money and the message that you appreciate what they do. The donor’s monthly budget translates into shares depending on how many Flattrs he or she gave away during this month. Obviously, the amount received per recipient is the total monthly budget divided by the number of recipients (minus a fee.)

So, how do you control how much you give per click? After some clicks you don’t really remember how many times you have clicked already. But at the same time while you click, the flattred amounts for that month become smaller and smaller and you actually needn’t care that much. With each click, the monetary aspect grows less and the message of appreciation sent to the recipient gains importance. The nature of Flattrs changes in the course of a month.

Flattrs are normally too small for me to start pondering whether one article is worth that precise amount of money or not. But, on the other hand, they are big enough to add up at their destinations to tangible amounts when a content provider receives tens, hundreds or thousands of Flattrs. Making flattred amounts smaller reduces the burden of justifying their size – a good reason to keep on clicking!

Flattr is a little piece of magic. Somebody discovered a clever formula that was long overdue for Web 2.0. Flattr has the potential to change the rule that many people publish their work and only some privileged get paid for it. I don’t dare to make any predictions about its future because I think that too many powerful players would prefer to see Flattr fail. At the moment it is too small yet to be perceived as threat. Already the idea has something revolutionary, just like the postulation of equality in the history of the Enlightenment. I’m virtually waiting for an irritated CEO to compare Flattr with communism – mark my words ;-).

What makes Flattr special to me

  1. It’s damn easy. You like, you click. It’s pretty much like a Facebook Like button, but enriched by meaning. No hassle with passwords, credit card numbers or dodgy payment gateways. Flattr provides the shortest connection from liking to giving.
  2. No hangovers. You needn’t regret extensive clicking. You can click the whole month without having to watch your account. The more you give, the smaller the amounts will be. Using infinitesimal fractions of a preset budget is the safest way to add the micro to the payment.
  3. Receiving and giving is combined into one account. Flattr challenges  the traditional role division of vendors and consumers. It is an empowerment of individual users, a tool to boost participation on the grassroots level.
  4. There is no lock-in. Use the button together with any other payment system of your choice.
  5. No need to win the trust of a payment gateway that knows everything about you while you know nothing about them. You don’t have to enter your mother’s maiden name or pass a credit scoring. You simply have some money and you spend it. Everything else is your business.
  6. Flattr refutes the theory that the Web is a place where human beings turn into zombies of consumerism.

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Der Schuss auf die Mönche: Wie Kameras unser Verhältnis zu Birma bestimmen

Hatte die visuelle Entsprechung zum Begriff Birma1 in unserem Kulturraum bislang vor allem in exotisch schönen Fotos der Reiseprospekte bestanden, so hat sich dieses Land spätestens seit der “Safranrevolution” und dem Zyklon “Nargis” vom touristischen zum überwiegend journalistischen Produkt gewandelt. So interessant das Phänomen Birma aus medienwissenschaftlicher Sicht ist, so bestürzend sind aber auch die Implikationen, wenn wir an die Schicksale einiger Millionen Burmesen denken. Aufschlussreich dürfte zudem sein, was diese Mechanismen für globales gesellschaftliches Engagement im allgemeinen bedeuten.
author: Burma Democratic Concern @Flickr

Birma gehört dabei entgegen einiger Klischees durchaus nicht zu den Ländern, das moderne Kulturtechniken erst zu lernen bräuchte. Das Zeitungswesen etwa kann dort eine weit zurückreichende Tradition vorweisen, die sich auch außerhalb der britischen Kolonien in vielfachen Formen manifestierte. Dies ist nicht verwunderlich angesichts der hohen Alphabetisierung, die das Land einer ursprünglich in klösterliche Lebensweise eingebetteten Schulausbildung verdankt.

Als vielleicht interessantester Indikator einer frühen burmesischen Presselandschaft ist ein Gesetz zu nennen, das am 15. August 1873 von König Mindon erlassen wurde und das in 17 Artikeln etwas garantierte, was wir heute als Pressefreiheit bezeichnen würden2. Diese scheinbare Liberalität soll jedoch nicht über die schon damals praktisch sehr viel beschränkteren Möglichkeiten hinwegtäuschen. Als erstes indigene südostasiatische Gesetz für Pressefreiheit in dem noch nicht kolonialisierten Landesteil steht es im krassen Gegensatz zur heutigen Situation, wenn Birma zu denjenigen Ländern zählt, die weltweit die härteste und umfassendste Medienzensur ausüben. Festgehalten hat das etwa die Organisation Reporter ohne Grenzen, die Birma auf dem Platz 164 von insgesamt 169 ansiedelt3. Der Jahresbericht von 2008 erwähnt zudem den ermordeten japanischen Reporter Kenji Nagai und etwa 15 verhaftete burmesische Journalisten, wobei die Gesamtzahl mit den Schriftstellern wesentlich höher liegt4.

Repressionen gegen Medien haben in Birma eine jahrzehntelange Geschichte. Seit der staatlichen Unabhängigkeit Birmas erfolgt der erste noch heute gültige Einschnitt nach dem Militärcoup im Jahr 1962 mit dem Printers and Publishers Registration Law. Diesem Gesetz zufolge müssen Verleger Belegexemplare von Büchern, Magazinen und Zeitschriften an die Zensurbehörde5 abliefern. Ein mögliches Verbot greift dabei zumeist in den Produktionsablauf zwischen Druck und Verkauf ein und fördert damit die Selbstzensur, da Verleger andernfalls das Risiko eingehen, auf einer bereits gedruckten Ausgabe sitzen zu bleiben.

Ähnlich restriktiv ist heute der Zugang zum Internet: Nach Forschungen der OpenNet Initiative6 haben lediglich 0,1 bis 0,6 Prozent der burmesischen Bevölkerung Zugang zum Internet. Sowohl die Nutzung über Modem als auch in Internet-Cafés unterliegt vor allem finanziellen Hürden. Wie in anderen Aspekten des burmesischen Alltags gilt auch hier, dass Touristen sehr viel günstigere Bedingungen vorfinden als Einheimische. Die Forschungen der OpenNet Initiative belegen zudem eine umfassende Zensur des Internets, wenn auch nicht so systematisch wie etwa in China. Etwa 84 Prozent der Webseiten mit regimekritischem Inhalt und 85 Prozent der kostenlosen Webmail-Angebote sind blockiert, wobei sich die Kriterien je nach politischer Tagesstimmung verschieben können. Das 1996 erlassene Computer Development Law verlangt eine Lizenz für alle netzwerkfähigen Computer und Faxgeräte. Verstöße werden mit Geldstrafen und Gefängnis bis zu 15 Jahren bestraft. Unter Strafe gestellt ist ferner die ungenehmigte Erstellung von Webseiten.

Wie im Fall des Internets ist auch Satellitentechnik in Birma verfügbar, die Verbreitung jedoch an technische und finanzielle Voraussetzungen gebunden und somit fast nur in den großen Städten anzutreffen. Da die Netzspannung allgemein mehrmals pro Tag von 220 auf bis zu 80 Volt abfällt, benötigt jedes elektronische Gerät eigene Schutzvorrichtungen, um nicht innerhalb kurzer Zeit zerstört zu werden. Nach den Protesten letzten Jahres, als tagesaktuelle Informationen schließlich nur noch über Satellit und Kurzwellensender ins Land gelangen konnten, reagierte das Regime umgehend mit Restriktionen: Die Lizenzgebühr für Satellitenempfänger wurde im Januar um das 166-fache von 5 auf 780 US Dollar angehoben7.

Nach dem Television and Video Act von 1996 sowie dem Motion Picture Law erfordert auch der Besitz von Fernsehgeräten und Videorekordern eine Lizenz. Die Videozensurbehörde ist für eine Kontrolle sämtlichen Filmmaterials verantwortlich, das Birma erreicht oder verlässt. Erfahrungsgemäß wird dieses Gesetz bei Touristen jedoch eher liberal gehandhabt, ganz zum Nutzen des sich größtenteils in der Hand der regierenden Cliquen befindlichen Tourismusgewerbes.

Zwischen Pressefreiheit und Medieninteresse

Bereits während der Proteste im Jahr 1988 kam es zu einer Vielzahl neuer Aktivitäten, die sich gegen Beschränkungen der Pressefreiheit richteten. Zwischen August und September entstanden hunderte neuer Zeitungen, Journale und Pamphlets, deren Ausführung die gesamte Bandbreite zwischen professionellem Medium und Fotokopie bis hin zu per Hand abgeschriebenen Ausgaben abdeckte. Selbst regierungstreue Blätter begannen kritisch über die Veränderungen zu berichten8. Die Pressefreiheit fand erneut ein Ende, als das Kriegsrecht ausgerufen wurde und Militär und Geheimdienst alle kritischen Meinungsäußerungen gewaltsam unterdrückten.

Auffällig ist, dass heute kaum visuelle Dokumente dieser wichtigen Ereignisse existieren. Druckwerke sind erhalten geblieben, viele politische Karikaturen, vor allem aber schriftliche Zeugnisse und mündliche Überlieferungen. Erst von dem anschließenden Wahlkampf vor den bis heute letzten freien Wahlen in Birma existieren wieder Aufnahmen, so vor allem von Aung San Suu Kyi. Aber auch hier bricht die Verfügbarkeit von Dokumenten ein, wenn es zu dem Massaker in Depayin kommt, einem gescheiterten Attentatsversuch an der Oppositionsführerin im Jahr 2003.

Von der Wirtschaftskrise, die bereits 1988 die Proteste ausgelöst hatte, waren ganz sicher auch die technischen Möglichkeiten regierungskritischer Dokumentaristen betroffen. Von verdeckten Videoaufnahmen konnte damals vor dem Zeitalter einer Miniaturisierung der Aufnahmetechnik noch keine Rede sein. Schmalfilm-Formate waren ungeeignet, um eine Kamera längere Zeit einfach mitlaufen zu lassen.

Die Proteste und ihre Niederschlagung von 2007 traten daher medial völlig anders in Erscheinung als ihre Vorläufer vor 19 Jahren. Davon zeugt nicht zuletzt die im Westen eilends geprägte Bezeichnung der “Safranrevolution”, die auf die Roben der Mönche Bezug nimmt und somit ganz direkt die visuelle Dimension zum bezeichnenden Element macht. Hierbei wurde, wohl auch in einer beinahe wortmagischen Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang, die Verbindung zu europäischen Begriff gewordenen Protesten hergestellt – in ihrer Gewaltlosigkeit als “samten” bezeichnet oder mit Farben wie Orange oder Blau charakterisiert.

Medienpräsenz enthüllt jedoch in den sie begleitenden Leerstellen ebenso das Versagen der Medien wie auch die Schwäche derjenigen, die den Anforderungen einer Medientauglichkeit nicht genügen können. Hatten sich die Kameras der Journalisten erst auf die Farbe der Roben “eingeschossen”, waren einige Konsequenzen unausweichlich, von denen hier nur die drei wichtigsten genannt werden sollen.

Erstens: Es wurde fälschlich angenommen, dass Mönche in Birma erstmals im September 2007 ihre Stimme öffentlich für politische Belange erhoben hätten. Zweitens: Ebenso falsch ist der durch den Großteil der Berichte vermittelte Eindruck, dass diese Proteste erst mit dem Auftreten der Mönche begonnen hätten. Vielmehr wurden sie durch bekannte Aktivisten initiiert, die damals praktisch kein Medieninteresse gefunden hatten und gerade im exklusiven Blick auf safranfarbene Roben medial nicht existieren konnten. Und drittens: Die auf Umzüge betender Mönche und Nonnen konditionierten Kameraobjektive mussten der ihrer Arbeit zugrunde liegenden Logik zufolge davon ausgehen, dass wieder Ruhe und Frieden eingekehrt waren, als keine Mönche mehr zu sehen waren. Doch was war wirklich passiert? Das Militärregime hatte sich nach einer kurzen Phase der Verwirrung auf eine seiner Stärken gegenüber dem Ausland zurück besonnen: auf seine Informationshoheit in Birma. Diese durch die Beseitigung kritischer Berichterstatter wiederherzustellen war der erste Schritt zur Imagekorrektur, der zweite eine Verschiebung gewaltsamer Aktivitäten aus den Tag- in die Nachtzeiten und aus dem Zentrum Ranguns hinaus in die Klöster, Vororte und Provinzen.

Das Konzept ging endgültig auf, als die Mönche gewaltsam ihrer Roben beraubt wurden und die Revolution somit neben ihrer religiösen Symbolik auch ihre medienrelevante Farbe einbüßte. Die internationale Gemeinschaft “honorierte” dieses Verbergen der Gewalt mit Nichteinmischung. Gleichzeitig begann das Regime das bereits bekannte “Theater vom guten Willen” vorzuspielen, zu deren Elementen ergebnisarme Treffen mit UNO-Gesandten und Schritte auf einem unheilvoll an Kafkas “Schloss” gemahnenden Weg zu einer vorgeblichen Demokratisierung gehören. Auch das ist eine Seite der Vermedialisierung internationalen Engagements, wenn die Nachfrage nach konkurrenzfähigen Schlagzeilen und griffigen Informationen zu einem Werkzeug in der Hand von Regimen wird.

Bereits im Mai konnte der Zyklon diesen Befund bestätigen, als westliche Medien oft im gänzlichen Widerspruch zur journalistischen Intuition die grotesk heruntergespielten Opferzahlen aus burmesischen Regimequellen übernahmen, obwohl sich unabhängigere Schätzungen durchweg als zutreffender erwiesen als die offiziellen “harten Fakten”.

Ist Medieninteresse maßgebend für globale Verantwortung?

Die burmesische Bevölkerung hat letztendlich im Umgang mit der internationalen Medienöffentlichkeit zweimal aus Schaden klug werden müssen: Einmal im Jahr 1988, als die Isolation des Landes, ein weltweit unterentwickeltes Bewusstsein für die Globalität nichtstaatlichen Handelns und vor allem mangelnde technische Voraussetzungen dazu geführt hatten, dass die Macht internationaler Medien nicht systematisch genutzt wurde. Dann, zum anderen, als 19 Jahre später gerade dieser Mangel behoben wurde und etablierte burmesische Exilmedien in der Lage waren, mit Hilfe eines intelligenten Netzes semiprofessioneller Berichterstatter das Informationsmonopol des Regimes zu durchbrechen.

Dem Erfolg, dass authentische und beweiskräftige Bilder an die Weltöffentlichkeit gelangten und tagelang die Schlagzeilen begleiteten, folgte sogleich die ernüchternde Einsicht, dass die Unterstützer des Regimes wie etwa China und Russland zu mächtig sind und demokratische Staaten, die sich eigentlich zu Menschenrechten bekennen, keinen hinreichenden politischen Willen aufbringen. Für Birma engagierte Organisationen konnten dabei eine Entwicklung öffentlichen Interesses beobachten, die ganz offensichtlich der Intensität der Berichterstattung folgte und nur in Ansätzen einen “Memory-Effekt” zurückließ.

Aktivisten für globale Menschen- und Bürgerrechte müssen gerade nach der Erfahrung der zwei vergangenen Mediengroßereignisse in und um Birma und ebenso mit Blick auf die jüngst niedergeschlagenen Proteste in Tibet und einem in diesem Fall, dank der Olympischen Spiele, nicht ganz so schnell abflauenden öffentlichen Interesses eine ganz elementare Abhängigkeit ihrer Arbeit von den Prioritäten der Medien voraussetzen, wenn eine Mobilisierung öffentlicher und staatlicher Unterstützung angestrebt wird. Die Form und Intensität der medialen Darbietung und die Verzahnung mit den Mechanismen der Medienproduktion bestimmen noch weit vor einer Dringlichkeit des Anliegens den Erfolg dieser Bemühungen. Des weiteren ist davon auszugehen, dass die “Halbwertszeit” von Medieninteresse kaum sinnvolles Helfen ermöglicht, wenn man an die weitaus größeren zeitlichen Dimensionen denkt, die bei strategischen Planungen, Mittelbeschaffung und Personalentscheidungen vorherrschen. Ganz eklatant war dies als Defizit sichtbar, als Medienvertreter im September letzten Jahres europaweit nach Birma-Experten suchten und nur diejenigen fanden, die sich praktisch ohne gesellschaftliche Unterstützung ihre Kompetenz selbst erarbeitet hatten, nun die Aufmerksamkeitswelle bewältigen mussten und dann nach wenigen Wochen wieder mit leeren Händen dastanden.

Im zweiten Schritt ist folglich zu überlegen, ob nicht ein größerer Anteil der Bemühungen in eine günstige Veränderung der Medienlandschaft investiert werden sollte. Dies kann bei der journalistischen Ausbildung ansetzen, bei gesetzlichen Voraussetzungen, bei der Förderung einer allgemeinen kritischen Medienkompetenz, bis hin zur Etablierung eigener Instrumente und Einrichtungen. Ein mögliches Ergebnis etwa könnte wie die bereits erwähnten burmesischen Exilmedien aussehen, die in der gesamten Produktionskette autonom agieren können und denen nur eine breitere und längerfristig interessierte Leser- bzw. Hörerschaft fehlt.

Autor: Christoph Amthor
Erstabdruck: Jahrbuch für Friedenskultur 2008

 

1 Im Deutschen sind ebenso die Bezeichnungen “Burma” oder “Myanmar” anzutreffen.

2 “If I do wrong, write about me. If the queens do wrong, write about them. If my sons and my daughters do wrong, write about them. If the judges and mayors do wrong, write about them. No one shall take action against the journals for writing the truth. They shall go in and out of the palace freely.” (www.irrawaddy.org)

3 Reporters sans frontiers, „Press Freedom Index 2006‟

5 Press Scrutiny Board (PSD)

6 opennet.net

8 Tin Maung Maung Than: The Media in Myanmar. In: Media Fortunes, Changing Times: ASEAN States in Transition. Singapore 2000

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Vorschlag für ein Dementi

Immer noch gibt es keine Klarheit darüber, inwieweit deutsche Firmen in Birma tätig sind, und dies nicht nur auf eine Weise, von der die Bevölkerung so überhaupt nichts hat, sondern auch ganz direkt das Militär unterstützend. Vor dem Hintergrund der Befürchtung, die birmanischen Generäle (ob nun direkt als Junta oder über ihre Stellvertreter, die sie ganz sicher vorsichtshalber im Fadenkreuz behalten) könnten in ein paar Jahren Nuklearwaffen oder zumindest “Schmutzige Bomben” bauen, liest man nun wieder von mysteriösen deutschen Projekten, wie etwa hier oder hier berichtet.

Ein offizielles Dementi wäre jetzt sicher nicht ungeschickt und könnte sich etwa wie ein Beitrag von Radio Eriwan anhören:

Erstens gibt es in Birma überhaupt keine deutschen Investitionen und zweitens haben diejenigen, die dort sind, schon gar nichts mit Rüstungshilfen zu tun.

Also alles Unfug. Und wenn nun doch etwas daran sein sollte, so handelt es sich selbstredend nur um Entwicklungshilfe. Man will schließlich der dortigen Wirtschaft auf die Beine helfen, das ist man doch seinen Idealen schuldig.

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Some words from blog to blog

As some of you may have already noticed, we are working intensively on a new project, which you can find at burmablog.net. Like many other projects, we started from private funding after having identified the need. The question of funding is not yet solved and like our dictionary we might just continue it for the time being as a voluntary activity until we have reached a critical mass of users.

Fortunately, not only is the Burmese cyberspace full of enthusiastic bloggers and active supporters. The Czech branch of T-Mobile kindly provided us with a free mobile Internet connection, ICanLocalize and a free version of their multilingual plugin and Flattr has admitted us to their charity support. A big thank you to all of them!

Hope to also meet you on the new website!

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Libyen ja, Birma nein. Warum eigentlich?

Die Diskussion geht weiter, warum die deutsche Regierung im Umgang mit Regimen so verschiedene Maßstäbe anlegt. Mich interessiert dieser Aspekt jedoch nicht so sehr von der Seite Deutschlands, sondern von derjenigen der betroffenen Bevölkerungen, im vorliegenden Fall derjenigen in Birma (alias Burma oder Myanmar, oder was noch demnächst an Neusprech auf uns zukommen mag).

Es scheint in der Tat so zu sein, dass hier eine erstaunliche Nachsicht mit den Diktatoren in Naypyidaw (zuvor ansässig in Rangun/Yangon), ja fast schon Sympathie aufscheint. Die Menschenrechtsverletzungen werden zwar keineswegs gebilligt, die ökonomische Misere im Land ist ganz klar eine Folge der Ausbeutung durch das Regime, aber dennoch, so entsteht der Eindruck, solle man, der deutschen Position zufolge, doch bitte nicht ganz so hart mit ihnen ins Gericht gehen. Landminen, Kindersoldaten, Vergewaltigung als Waffe im Kampf gegen ethnische Gruppen, Pressezensur, Folter, jahrzehntelange Haftstrafen für Regimekritiker, Ausbeutung eines ganzen Landes zugunsten einer relativ kleinen Elite – wo den meisten Menschen nur noch die Fassungslosigkeit angesichts der Grausamkeit dieses Regimes bleibt, da haben andere offenbar die Fertigkeit entwickelt, in jeder Blutlache ein goldenes Haar zu finden, und sei es noch so klein. Im neuen Parlament säßen, so heißt es etwa, nun auch ein paar Prozent Abgeordnete, die eigentlich Änderungen anstreben – auch wenn sie nicht können und obgleich der Anteil der Frauen lediglich 3% beträgt, ohne Anteil an Ministerposten. Man hört viel von der Kraft des Dialogs und einer Abkehr von einer Poltik dogmatischer Positionen, zu der sich Deutschland als verbissener (Ex-)Exportweltmeister aber sicher nie so ganz hatte durchringen können.

Wer sich länger mit dem Thema beschäftigt, der fragt sich allerdings, wie hier eigentlich Dialog verstanden wird. Wie wir alle wissen, ist Dialog nicht einfach ein gepflegtes Beisammensein auf gehobenem Niveau, wo man sich in gewählten Worten zu verstehen gibt, dass man verschiedene Ansichten vertritt. Dialog, die Vertiefung von Kontakten, bilaterales Engagement, und schnell ist man dann bei Investitionen, ohne eigentlich mit seinen Unverbindlichkeiten irgendetwas bewirkt zu haben. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin ein Verfechter von Dialog, von sinnvollem Dialog. Dialog verdient jedoch nur dann sein positives Image, wenn die Möglichkeit seines Scheiterns zugelassen wird. Das heißt, es muss irgendwo eine vorab definierte Grenze geben, markiert durch Kriterien und begrenzt durch einen zeitlichen Rahmen, jenseits derer der Dialog als gescheitert betrachtet werden muss. Ein Dialog, der als ewiger Aufschub oder als Vorwand für Untätigkeit missbraucht werden kann, ist nicht besser, vielleicht aber sogar gefährlicher als Untätigkeit. Und: Als Dialog kann nicht alles gelten, was man so gemeinsam an Zeitvertreib unternimmt. Die Richtung ist durchaus nicht irrelevant.

Wie sieht nun Dialog konkret im Verständnis der Bundesregierung aus? Eine mögliche, wenn auch nicht sehr zufrieden stellende Anwort, findet sich in einem Artikel der Exilzeitung Mizzima mit dem sprechenden Titel: “Germany offers Burmese diplomats training and football tickets”. Dort ist davon die Rede, dass Diplomaten der Militärjunta zu den Redaktionen der Deutschen Welle und der Zeit gebracht wurden, was sich vielleicht noch als Erziehung im Sinne der Medienfreiheit auslegen lässt – natürlich stark abhängig vom Inhalt der Gespräche. Ein wenig schwieriger wird es bei Besuchen in Hamburg bei Airbus. Und schließlich: Lässt sich Demokratieverständnis und Achtung von Menschenrechten durch Besuche von Fußballspielen stärken? Kann man davon ausgehen, dass die Diplomaten nach dem Abpfiff ihre Handys hervorholten, um, tief gerührt von der eben erlebten Unterstützung der Mannschaft durch ihre Fans, die Freilassung der über 2000 politischen Gefangenen aus heimischen Kerkern in Gang zu setzen? Handelte es sich vielleicht um einen geschickten psychologischen Mechanismus, der durch das Zusammenwirken von Airbus und Fußball ausgelöst werden und dazu führen sollte, dass die Granatenangriffe gegen Dörfer in Ostbirma vermindert würden? Dem ironischen Ton ist wohl nicht schwer zu entnehmen, dass ich da beim besten Willen keinen Zusammenhang feststellen kann. Den Gastgebern ist, um es einmal sehr freundlich zu sagen, zumindest ein gutes Maß an Naivität vorzuwerfen.

Der Vorwurf der Heuchelei wird ganz konkret in dem Kommentar “UN Resolution on Libya Exposes German Hypocrisy on Burma” ausgesprochen, begründet mit der (hier auf Libyen und Birma beschränkten) Beobachtung, dass sich Deutschland nur dort – dann aber durchaus sehr sichtbar – gegen Diktaturen engagiere, wo ein abweichendes Vorgehen hinter den Kulissen aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht möglich sei. Man erinnert sich bei dem Stichwort “Libyen” an die gleichnamige Affaire, in der erst die Medienöffentlichkeit zum Eingreifen von Politik und Staatsanwaltschaft geführt hatte. Es wäre interessant, welche Argumente gegen diesen Vorwurf vorgebracht werden und womit dieses so konträre Vorgehen in den Fällen Libyen und Birma begründet wird, das sich in der Tat nur in einem wesentlichen Punkt zu unterscheiden scheint: Die Augen der Welt sind auf Libyen gerichtet, während die verstreuten und vagen Informationen aus Birma zumeist erst die Interpretationsmaschinerie der Junta zu durchlaufen scheinen, insofern sie nicht von Vertretern der Bevölkerung kommen. Nicht selten, jedoch, scheint sich die Bevölkerung von vornherein unterhalb des Radars der Diplomatie zu befinden. Vielleicht schon deshalb, weil sie sich nicht so gewählt auszudrücken vermag und in ihren Dialogen sehr schnell zur Sache kommt – was nicht verwundert, wenn die eigenen Familien bedroht sind.

Kürzlich habe ich von einem deutschen Diplomaten erfahren, dass seines Wissens in Birma keine deutschen Firmen tätig seien (abgesehen von Logistik). Auf meine Frage, warum denn dann die Regierung den doch sehr ernsthaften Vorwürfen nicht entgegen trete, erfuhr ich, dass dies nur zu “Verwirrung” führen würde. Es bleibt also zu hoffen, dass die birmanischen Diplomaten ihr Verständnis von Transparenz und Basisdemokratie in anderen Ländern lernen, und nicht auf deutschen Lehrgängen.

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A small extra to help Burmese grassroots into the new year

Our micro-grant program has finished end of last year, but one announcement is still overdue: The organization Freelance Media Forum has returned their grant after they eventually have had to confirm that an implementation of their project is not possible by end of December. Working conditions in Northeast India are not easy, especially if projects for refugees are made by refugees themselves.

In accordance with the program’s Terms and Conditions we have therefore re-distributed the funds to other grantees. We chose them with regards to the quality of their work and their reports and to their need of a one-time funding to bridge operation during the usual downtime of mainly state sponsored projects.

These are the recipients and the amounts:

Women’s Rights and Welfare Association of Burma: Rs.5,000
Grassroot Development Network: Rs.5,000
Yamuna Clinic: Rs.3,000
Falam Chin Women Development Society: Rs.3,000
Kachin Refugee Committee: Rs.2,000
Matu Herald News Group: Rs.2,000

Furthermore, our partner organization in India, Burma Centre Delhi, that has been coordinating the local activities there, has received from our project over Rs.3,000 for coordinating the distribution of this extra money, and to help them with increased costs for energy and rent.

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More attention needs to focus on Chin State

Today, a report entitled “Life Under the Junta: Evidence of Crimes Against Humanity in Burma’s Chin State” was released by the organization Physicians for Human Rights. This report is extremely important for Burma, for the Chin people, and for our work.

For Burma

“Despite the November 2010 electoral exercise, the military still controls all branches of government in Burma. PHR calls for an official Commission of Inquiry on Burma, whose mandate should be to investigate violations of human rights and humanitarian law and to identify perpetrators of such abuses.”

While the world public appears to be paralised by the happy news about Daw Aung San Suu Kyi’s release, the nations of ASEAN predictably started to call for an end of sanctions against Burma, asserting that the elections have been “conducive and transparent”, as the Indonesian Foreign Minister, Marty Natalegawa, puts it motivated by certainly anything else but the promotion of truth and human well-being.

It is perfect timing when these cynical strategists and businessmen have to find answers now to the hard facts that this report has produced. Global leaders cannot be reminded often enough about the relevance and universal validity of human rights and the interests of the powerless.

For the Chin people

“While the horrors of military rule in Eastern Burma have been better known and documented, we know much less about Burma’s Western regions, including Chin State, on Burma’s border with the Indian State of Mizoram.”

It is a tragic momentum in the suffering of Burma’s people that the lack of resources – and I am also talking about public attention – has led to a situation where crises seem to compete, like those in West and in East Burma. Historical disagreements between ethnic groups contribute to this unfortunate constellation. Our organization, the Burma Center Prague, has already two years ago drawn the conclusion to engage for West Burma, because systematic support has so far mainly streamed through Thailand. The proximity of West Burma to India gives a deceptive impression that friends are near. Although India is the world’s largest democracy, this fact, however, doesn’t seem to prevent it’s government’s from supporting the Burmese regime for its own economic and strategic interests.

It is crucial to emphasize that the west of Burma needs to be included in our considerations. It should, however, not replace the eastern regions. The cause for both crises, as distant as they may be, is largely the same and has its roots in Naypyidaw.

For the Chin people it will be very helpful that an organization operated by others than their countrymen confirms their own findings. The results are as clear as they could be:

“Nearly 92 percent of the households interviewed reported at least one episode of forced labor, such as portering of military supplies or building roads.”

Human Rights Violations in Chin State. Source: Physicians for Human Rights

Human Rights Violations in Chin State. Source: Physicians for Human Rights

The author Physicians for Human Rights even suggests that the atrocities committed amount to Crimes Against Humanity.

For our work

It has happened today, in the morning: The counter on www.dmsbambus.cz made a leap to the 100% mark.

That means: Thanks to our supporters, we hit the second goal of our famine relief campaign – incredible 300,000 CZK. We obviously decided to raise our goal to half a million – money that is desperately needed to buy food and medicine for Burmese suffering from famine in Chin State.

The report of Physicians for Human Rights confirmed our conviction that our help really goes there where it is needed. If you decide to make major changes in your life to dedicate your energy to charitable goals, there is nothing better than knowing that your efforts make perfect sense.

But it is still a long way to go. Thank you for joining us!

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Ein kolonialistisches Verhältnis zu Demokratie in Birma?

Um Demokratie und Stabilität in einer Diktatur zu erreichen, darf man sich nicht nur an die betreffende Regierung halten und mit deren gutem Willen rechnen. Doch auch demokratisch gewählte Regierungen scheinen Probleme zu haben, die fremde Zivilgesellschaft als Partner zu begreifen. Das Streben nach “Recht und Ordnung” räumt zu oft der Ordnung einen hohen Stellenwert ein, und dies im Glauben, dass ein autoritärer Staat zumindest Sicherheit und Wohlstand gewährleiste.

Dass dem nicht so ist, zeigt etwa das Beispiel Birmas, wo sich Wohlstand und Entwicklung auf eine sehr kleine und zudem  u.a. ethnisch bestimmte Gruppe beschränken.

Mir scheint, dass in Deutschland –  vor allem in politischen, institutionellen und gesellschaftlichen Führungkreisen – zudem oft ein gewisses Unbehagen mit fremden Kulturen zu finden ist, bei denen eine politische Betätigung sehr viel persönlicher und emotionaler auftritt, weniger in regulierten, institutionalisierten Formen, und wo sich dies Engagement in anderen Riten ausdrückt und andere Symbole verwendet, als sie in Deutschland geläufig sind (und daher schon gar nicht mehr als kulturelle Eigenheit wahrgenommen werden).

Es darf daher nicht überraschen, wenn sich die Oppositionsbewegung Birmas kritisch zu Wort meldet: Birmas Oppositionschefin fordert mehr deutsches Engagement und “Deutschland könnte mehr für Birma tun”. Sicher, auch die Opposition muss sich Kritik gefallen lassen, aber das gehört  zu einer lebendigen Demokratie, die nicht nur in Vorstandsetagen und Luxushotels stattfindet, sondern sich dort bildet, wo sie am dringendsten benötigt wird und wo es zunächst einmal um das Überleben der Institutionen und ihrer Mitglieder geht.

Der Verdacht hängt immer noch in der Luft, dass wirtschaftliche Interessen den Ausschlag für die Position der deutschen Regierung geben, die nicht unbedingt dazu geeignet sind, Demokratie und die Einhaltung von Menschenrechten zu fördern. Von zahlreichen Investitionen und Kollaborationen mit der Junta wurde schon im Jahr 1996 berichtet. Das Asienhaus schreibt 2004 vom Außenhandel zwischen Burma und Deutschland im Steigflug – wobei sich der daraus folgende Höhenflug sicher nur auf diejenigen Teile der birmanischen Bevölkerung beschränkt, die das Regime am neuen Reichtum teilhaben lässt. Weitere Einzelheiten sind in meinem älteren Beitrag Ein kritischer Blick auf Deutschland und sein Verhältnis zu einer Militärdiktatur zu finden, wo auch Pro Asyl zu Wort kommt.

Ich sehe also zwei Gründe ausschlaggebend für dieses problematische Verhältnis:

  1. Zu einem großen Teil geht es einfach um wirtschaftliche Interessen und eine daraus folgende Vernachlässigung “idealistischer” Werte. Darin steckt auch die Neigung zu einer sehr “kolonialistischen” Einstellung, nach der man auf die Bevölkerung der sogenannten (und so behandelten) “Dritten Welt” mit einer merklichen Geringschätzung hinab blickt, indem man bei ihnen sehr viel geringere Wertmaßstäbe anlegt als bei Landsleuten, zudem mit der Überzeugung, man wisse besser als sie, was gut für sie sei. Diese sehr massive wirtschaftliche und politische Einmischung geht oft mit einer zynisch anmutenden Forderung nach Nichteinmischung einher, was universelle Menschenrechte betrifft.
  2. Daneben trifft man viele Beteiligte, die eigentlich an einer Verbesserung der Lage interessiert sind, die sich aber ihre “Expertenmeinung” bereits als Reisende oder Expats in Birma bilden. Ich würde mir diesen Standpunkt keinesfalls anmaßen und halte es für unglaubhaft, lächerlich oder sogar gefährlich, wenn Ausländer nach kurzer Zeit und mit der Begründung, bereits mehrfach im Land gewesen zu sein und mit örtlichen Partnern zusammenzuarbeiten, behaupten, mit Sicherheit den richtigen Weg weisen zu können. Mit verlässlicher Regelmäßigkeit lässt sich feststellen, dass nicht einmal Birmanen von allen wichtigen Vorgängen in ihrem eigenen Land wissen, was angesichts der unterdrückten Presse und einer Politik der Apartheid nicht verwunderlich ist. Oft lässt sich zudem feststellen, dass sich viele ausländische Experten von der Art der Selbstinszenierung birmanischer Exilaktivisten abgestoßen fühlen, so dass sich ihre Behandlung dieser Thematik dann oft wie eine persönliche Abrechnung ausnimmt.

Möglicherweise lässt sich der Auffassung von Demokratie und der Umgang mit Zivilgesellschaft in anderen Ländern darauf zurückführen, wie man dazu im eigenen Land steht. Deutschlands politischer Mythos lässt sich vielleicht auf den Begriff “Exportwirtschaft” reduzieren. Es bräuchte sicher eingehendere Forschungen, ob dahinter eine moderne Form des Kolonialismus, zumindest aber eine deutsche Variante von Said’s Orientalismus steckt. Mich würde es nicht überraschen.

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